„Für 50 Pfennig Gage – meine erste überhaupt – habe ich den Song einmal gespielt“, erklärte die Weinheimerin Stefanie Riecker lächelnd.

 

Sie saß dabei locker auf einem Barhocker bei der Offenen Bühne in Groß-Rohrheim. In den Händen hielt sie die Gitarre, direkt vor ihr stand ein Mikrofon. „Me and Bobby McGee“ von Janis Joplin erklang. Die rund 90 Gäste im Nebenraum der Gaststätte „Zorbas“ lauschten fasziniert der markanten, ausdrucksstarken Stimme, verfolgten die Gewandtheit der Finger auf dem Instrument. Die Eigenbezeichnung „SongPoetin“ passte, gesungene Poesie, Lieder von großen Gefühlen zu versiertem Gitarrenspiel ließen träumen und zogen in den Bann. Begeisterter Applaus und die Forderung nach mehr ertönen.

 

 

Den Freispielschluss des Musikabends läutete Gitarrenbaumeister Andreas Guntz auf einer Klampfe Marke Eigenbau, deren stolzer Besitzer Stefan Picard ist, ein weiterer Bühnegast, mit „Ol‘55“ ein. Mit seiner erstaunlich angenehmen, leicht rauchigen Stimme verführte er das Publikum zum Mitsingen.

Es war mittlerweile fast 24 Uhr und das Ende der Session stand an, an diesem ersten Dienstag im Monat (4.), dem „Offene-Bühne-Abend“ für eingefleischte Fans und zahlreiche Wiederholungstäter auf beiden Seiten.

Im Publikum fanden sich alte und neue Gesichter, auf der Bühne auch. Zu den „alten“ Stars des Abends zählte zweifelsfrei Matthias Jung, der Comedian aus Hüffelsheim, der es mit seinen Gags bereits bis ins Fernsehen schaffte. Zu sehen war und ist er im Quatsch Comedy Club, und auf Comedy Central bei „Nightwash.“ In der Riedkommune startete er seine Testreihe für Neues: „Was hier klappt, das geht auch woanders“, meinte er im Gespräch. Nach gut zwei Jahren Pause also Neuigkeiten aus Hüffelsheim, woher der junge Mann stammt. Schon das von ihm eingeforderte Applausometer machtees ihm heimisch und er nestelte am schriftlichen Konzept. „Alle denken, dort wird Bauer sucht Frau gedreht“, nahm er seinen Heimatort auf die Schippe oder schilderte, dass sich seine Mutter sogar im Zimmer mit der New-York-Tapete verläuft. Nicht alle Gags kommen an. Die Rinderweide wurde zur „Rindertagesstätte“ und neumodische Namen machten seiner Mutter das Leben schwer, sie arbeitet als Erzieherin. Ruft sie nach „Schrömm“ soll der kleine Gérôme aufhorchen, erschallt „Schaisen“, meint sie Jason der in der Ecke spielt – erste verhaltene Lachsalven waren auszumachen. Bis zur Philosophie des Hüffelsheimer Wirts: „Wer hier bricht – der wischt“, reihten sich weitere mehr oder weniger attraktive Scherze aneinander. Dennoch gab es ordentlichen Applaus.

 

Hauptact des abends waren Stefan Picard und Pookah, alias Chris Barrett. Barrett ist ganz und gar nicht so, wie es sein Spitzname „Pookah“ bedeutet: unfreundliches Fabelwesen.“ Adretter Musiker mit schmelzender Stimme und perfektem Saitenschlag passte besser als Beschreibung. Was beide performten wird zum Hörerlebnis mit Kultcharakter. Fliegender Gitarrenwechsel bei Picard, von der Cuntz-Gitarre zur Slide-Gitarre oder zur Miniausführung des Saiteninstruments, veränderten den Sound. Das ungespielte Harmoniespiel der beiden erfüllte den Raum mit Weisen über „Ulli aus Amerika“ oder „Hallelujah“ und einer Menge dahin gesprochener Lebensweisheiten wie: „Wer Freunde hat, braucht keinen Psychiater.“ Ein wechselhafter Abend, der dank seiner ausgesucht guten Akteure im Gedächtnis bleiben wird, meinten die Gäste.

 

Sabine Weidner